Yevgeniy Breyger: Frieden ohne Krieg

Eine Empfehlung von Ilma Rakusa

Yevgeniy Breyger
Frieden ohne Krieg

kookbooks, Berlin 2023, 80 Seiten, 24 Euro.

Frieden ohne Krieg ist ein Gedichtband von existentieller Dringlichkeit: Der russische Angriffskrieg hat den in Charkiw geborenen ukrainisch-jüdischen Lyriker russischer Muttersprache Yevgeniy Breyger völlig aus der Bahn geworfen. Bisher Praktiziertes will nicht mehr taugen, es gilt, tastend neu anzufangen, Worte für die hereinbrechenden Gefühle zu finden: für Scham, Schmerz, Verzweiflung, Ohnmacht, auch für Protest und Wut. Im ersten Gedicht »du musst das hören« rollt Breyger seine tragisch-verwickelte Familiengeschichte auf, und immer wieder hadert er alttestamentarisch mit dem Allerhöchsten: »LIEBER g’ott, oh g’ott, aus schlamm sei dein hirn / damit du mich verstehst / damit du meine liebsten trägst durch grelles denken / und dunkelheit …« Der scheinbaren Ausweglosigkeit begegnet Breyger am Schluss des Bandes mit einem Langgedicht in Deutsch, Englisch und Russisch, »Aprillen«, das elegische Erinnerung, Klage, Beichte und Beschwörung ist. Besser als jede pazifistische Rhetorik löst es den Titel ein: Frieden ohne Krieg. Auch zwischen den Sprachen.

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