Logan February: Mental Voodoo

Eine Empfehlung von Marie Luise Knott

Logan February
Mental Voodoo

Englisch – DeutscÜbersetzt und herausgegeben von Christian Filips unter Mitarbeit von Peter Dietze. Poesie Dekolonie, Engeler Verlage, Schupfart 2024, 243 Seiten, 24 Euro.

»Bin ich ein Antonym für das, was Gott gewollt hat?«, fragt das lyrische Ich in dem Band Mental Voodoo. Logan February, aufgewachsen in Nigeria, ist nichtbinär, schreibt Lyrik, Essayistik und tritt mit Gesangsperformances auf. Der deutschsprachige Debütband entfaltet unter den Kapiteln Totgeburt, Selbstporträt, Mannequins, Fuckboys, Mütter, Väter und Gebete einen Kosmos von enormer rhythmischer und bildlicher Intensität. Das heranwachsende Ich erforscht Dynamiken aus Gewalt und Zartheit in den Strukturen, die uns prägen – Familie, Gesellschaft, Liebesbeziehungen. »In Yoruba gibt es keine Übersetzung für Fehlpaarung und kein Wort für Membran«, lautet programmatisch der erste Satz. Die Geschlechtszuschreibungen werden kämpferisch unterlaufen, mythologische Figuren sind so präsent und physisch greifbar wie Familienmitglieder. In Mental Voodoo treffen präkoloniale, genderfluide westafrikanische Traditionen auf queere Fragen der Gegenwart – eine großartige Lektüreerfahrung, vielsprachlich, vielsinnlich, vielsinnig.

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