Jan Wagner: Steine & Erden

Eine Empfehlung von Marie Luise Knott

Jan Wagner
Steine & Erden

Hanser Berlin, Berlin 2023, 108 Seiten, 22 Euro.

Jan Wagner ist berühmt für sein Formkunst. Auch in seinem jüngsten Gedichtband Steine & Erden finden sich Sestinen, Villanellen, Sonette und Ghaselen u. v. m. Seine Verteidigung der realen Welt widmet sich neben Steinen und Erden auch Karotten und Bergen, Mönchsgrasmücken, Kaiserpinguinen und den Händen von Aki Takase. Kindheit mischt sich mit Unterwegssein. Hineingewoben ist die Trauer über den Verlust eines nahen Freundes, dem das lyrische Ich ein großartiges Krähengeleit singt. Reflexion verbündet sich mit Berührung. Eines der kürzesten Gedichte in dem Band ist ein Doppelhaiku, das in sechs Zeilen ein Leben umspannt. Im Zentrum steht der Ausruf »Ah!«. Titel: »Streichholz«: »i // eines klappert noch / in der schachtel, gehütet / wie ein erster Zahn. // ii // dann angerissen / in dichtestem dunkel. ah!, / hier bin ich. war ich.« Extreme Verdichtung. Wir müssen die Regeln nicht kennen, um zu erkennen, dass vielleicht gerade – Form sei Dank – die lose Struktur von rhythmischen oder klanglichen Gittern die Sprache ins Freie treibt.

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