Franziska Winkler (Hrsg.): handverlesen – Gebärdensprachpoesie in Lautsprache

Eine Empfehlung von Kerstin Preiwuß

Franziska Winkler (Hrsg.)
handverlesen – Gebärdensprachpoesie in Lautsprache

hochroth, München 2023, 56 Seiten, 10 Euro.

Wer sagt, dass man Lyrik nur in Buchstaben auf dem Papier lesen kann, verkennt das, was sie zum Ausdruck bringt und was losgelöst vom Alphabet in allen möglichen Zeichenformen und Medialitäten geschieht. Hier, in dieser ersten Anthologie von Gebärdensprachpoesie, finden wir beides. Zum einen Dichtung, die sich über die Hand und ohne Schrift vollzieht. Zum anderen ist dieses schmale Buch ein Kompendium an Möglichkeiten, wie sich Dichtung inner- wie außerhalb des Gedruckten wahrnehmen und übersetzen lässt. Ob im Alphabet oder in der Gebärde, auf Papier oder am Körper, mit dem Auge oder dem entsprechenden technischen Werkzeug.
Gebärdensprachpoesie vollzieht Mehrsprachigkeit ohne Umschweife, setzt Text in Bewegung, folgt dem Gedanken in die Hand, zeigt, was das Zeigen imstande ist zu dichten. Mit welchen Gesten folgen wir der Dichtung, wie laufen diese den Körper auf und ab, verkörpern Wörter Umrisse oder Flächen ? Das ändert die Lesegewohnheit und hebt die Sprache in den Raum. Mit einem Wort, Dichtung gewinnt an Gestalt.

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