Diane Seuss: Frank: Sonette / frank: sonnets

Eine Empfehlung von Kerstin Preiwuß

Diane Seuss
Frank: Sonette / frank: sonnets

Englisch – Deutsch. Übersetzt von Franz Hofner. Maro Verlag, Augsburg 2023, 280 Seiten, 28 Euro.

Was passt nicht alles in 14 Zeilen? Möglicherweise das ganze Leben. Sofort ist man mittendrin, gelangt gleich mit der ersten Zeile »ganz weit raus zum Cape Disappointment«. Was folgt, sind die Lebensstationen, Erinnerungen, Selbstbefragungen eines Heranwachsens in Armut, zugleich Milieustudie, Sittenbild, Bilanz eines Daseins, das sich entlang der Ränder bewegt. Diese Dichtung war mal real, sie stellt sich nichts vor und überschreitet jedwede Form, ob als Autobiografie, Roadmovie, Stationenroman, als Prosadichtung, als lebendiges Gespräch mit Toten, als rauschhafter Kurzschluss von Erleben und Dichten, als neu gedachter Zusammenhang – »Ich kam, bevor mir kam, was kommen ist, fünfhebiger Jambus, fühlte ich es, verfinstert Sprache das Gefühl, verfinstert sie die Finsternis«. Die Sprache kommt direkt zur Sache, »das Sonett lehrt dich, wie die Armut, was du alles nicht brauchst«, und manchmal genügt ein einziger Satz, um es auf den Punkt zu bringen. »Gibt es Vornehmes in Gedichten? Hoffentlich nicht. Vornehmheit / ist bloß ein weiteres Versteck.« Das begreift man nicht nur über das Format des Buches, das sich quer stellt.

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