Paul van Ostaijen: Besetzte Stadt

Eine Empfehlung von Norbert Wehr

Paul van Ostaijen
Besetzte Stadt

Aus dem Niederländischen übersetzt von Anna Eble. Mit Original- Holzschnitten und Zeichnungen von Oscar Jespers. Wunderhorn, Heidelberg 2024, 159 Seiten, 28 Euro

»Knall knall knirscht klirrt knirscht klirrt knallen« Es sind Bomben, die knallen, Schutt, der knirscht, Glas, das klirrt, es sind deutsche Bomben, die 1914 auf Antwerpen fallen … Paul van Ostaijen, flämischer Verwandter Hugo Balls und August Stramms, schrieb seine Besetzte Stadt in Berlin, zwei Jahre nach Ende des Großen Krieges. Er habe versucht, erklärte er in einem Brief, eine Form für seine Gedichte zu finden, »die die Qualität des subbewußten Affekts vom gesprochenen ins geschriebene Wort hinüberrettet«; eine, wie er es nennt, »rhythmische Typographie« sei dieser Versuch des Hinüberrettens … Entstanden ist ein – klingendes, graphisches – Gesamtkunstwerk, das durch die Dekonstruktion herkömmlicher Syntax und Dichtungssprache (zersprengte Wörter, Trümmerfelder aus Wörtern) eine formale Entsprechung findet für die Schrecken und Zerstörungen des Krieges, die Traumata in den Schützengräben, aber auch für die Welt danach, für deren Geräuschkulisse, deren Redensarten, Phrasen, Parolen … Besetzte Stadt, ein Hauptwerk der literarischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts, erscheint auf Deutsch – Anna Eble und dem Wunderhorn Verlag sei Dank – erstmals in der typographischen Gestalt des Originals.

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