Eine Empfehlung von Kerstin Preiwuß
Metallische Igel
Aus dem Rumänischen übersetzt von Alexandru Bulucz edition.fototapeta, Berlin 2025, 108 Seiten, 15,50 Euro
Die Gedichte der rumänischen Lyrikerin verhalten sich weder prophetisch noch elegisch, sondern bleiben auf unerbittliche Weise gegenwärtig. Sie sind resonanzreich, ohne zu räsonieren, dabei respektlos und grausam komisch. Alles kommt hier aus den unterschiedlichsten Registern zusammen, Manuel Neuers Strafraumverhalten und Selenskyjs Ausharren in den ersten Kriegstagen, Katzenbabys auf Facebook und ein zerbrechendes Schwanenei, Panzerabwehrkreuze und der Glaube. Das entlarvt die Zeichen, mit denen wir leben, und man fragt sich, in welcher Vorkriegszeit man währenddessen seinem Alltag nachgeht. »Wir haben eine Zeitlang gut gelebt« wird hier als Gegensätzlichkeit erfahrbar gemacht, die nur in der Sprache möglich ist. Das ist die Macht, die Dichtung noch hat, und Stănilă entwickelt sie vielschichtig. Wo sonst reimt sich im Angesicht des Teufels »Spektakel« auf »Depardieu« auf »Seagal«?