Frieda Paris: Nachwasser

Eine Empfehlung von Ronya Othmann

Frieda Paris
Nachwasser

Edition azur im Verlag Voland & Quist, Berlin und Dresden 2024, 136 Seiten, 20 Euro

»vielleicht ist dieser Text eine Auffaltung / von hier aus (ist gleich SCHNEIDETISCH) / befinde ich alles«, heißt es so ziemlich am Anfang von Frieda Paris’ wunderbarem Langgedicht Nachwasser. Wir sitzen in diesem Langgedicht also mit am Schreibtisch, dem Schneidetisch, und sehen dem Gedicht beim Entstehen zu. Wir folgen den Nummern 1 bis 111, eine Art poetisches Ordnungssystem. Was ein Langgedicht sein kann, diese Frage beantwortet Frieda Paris auf ganz eigene Weise. Was dieses Langgedicht ist? Kindheitserinnerung, Beobachtung, Lektüre, Leben, Lebensverschriftlichung. Ein Gravitätszentrum bildet ganz selbstverständlich die 2021 verstorbene Lyrikerin Friederike Mayröcker – im Band »die große Wortmutter« genannt. Sie kommt zur Sprache in ihrem berühmten »undsoweiter«, spricht von Zettelrückseiten aus ihrem Nachlass. In gewisser Weise ist Frieda Paris’ Nachwasser auch ein Brief, ein Nachrufen, ein Nachruf – darüber hinaus ist es jedoch noch viel mehr. »Gedicht mit fließenden Rändern« heißt es an einer Stelle.

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