Eine Empfehlung von Kerstin Preiwuß
die spinne
Literaturverlag Droschl, Graz 2024, 96 Seiten, 21 Euro
die spinne ist ein denkwürdiges Gedicht. Es genügt, dass ein Ich reglos am Boden liegend auf eine Spinne blickt. Die Sprache dafür ist einfach und wiederholt sich ständig, mehr braucht es nicht, um sie zu entspinnen, unaufhörlich, nach und nach. Das Sehen, das Schauen, ein Dauerzustand, reglos, ohne Erbarmen und unter Ausklammerung jeglicher Moral. Das Gefühl für Zeit verliert sich in diesem entrückten und zugleich konsequenten Prozess, der es erlaubt, Warten und Erwartung in eins zu denken. So verknüpft sich, gespiegelt im Dialog mit dem Tier, Bewusstsein beinahe harmonisch mit der Botschaft vom Ende der Zeit, vom letzten Menschen, von Schicksalsergebenheit. Anfang und Ende sind nur ein Kippmoment. die spinne geht unter die Haut, gleichzeitig schaut sie uns zu.