Daniela Seel: Nach Eden

Eine Empfehlung von Marie Luise Knott

Daniela Seel
Nach Eden

Suhrkamp, Berlin 2024, 90 Seiten, 22 Euro

Endlich ist er da, der neue Band von Daniela Seel – ein Langgedicht, das drängende Themen unserer Zeit ins Bild setzt: Bedrohung der Artenvielfalt, Mutterschaft, die Gefährdung des Planeten, die Schönheit des Hierseins und die eigenen existenziellen Zweifel. In Anlehnung an Immanuel Kant sieht Seel Evas »Vertreibung« als einen Auszug: »Der Ausgang des Menschen in die Zeit.« Und in die Verantwortung. Viele Texte im Band sind Anrufungen: »Sing mir, Walgesicht, von beinahe lichtlos / dich nährenden Tiefseegärten, vom Atem / in deinen Adern, vom Mikroplastik, wieg mich / in deinem uralten Wachen.« Bildmächtig, konkret und vieltönend zugleich verbindet der Klang hier, was der Kopf oft scheidet. Gedanken, Geschichten und Stimmen kommen und gehen, wie der Atem, das Maß unserer Zeit. Recherchen zum NS-Kindermord mischen sich hinein, auch Erfahrungen von Fehlgeburten, Fetzen von Kindergesprächen. Nach Eden ist durchtränkt von einem irdischen Durst. Das macht seinen großen Zauber aus.

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