Simone Lappert: längst fällige verwilderung. gedichte und gespinste

Eine Empfehlung von Joachim Sartorius

Simone Lappert
längst fällige verwilderung. gedichte und gespinste

Diogenes, Zürich 2022, 71 Seiten, 20 Euro

»die nachwachsenden Worte, dürfen ruhig hart sein im biss / und zäh beim kauen, frostfest und schwindelfrei, / nicht leicht zu schlucken, das splitterschweigen« – so die 1985 in Aarau geborene erfolgreiche Romanautorin zur Sprache ihres ersten Lyrikbandes. Seine Bilder erinnern in ihrem existenziellen Grundton an Ingeborg Bachmann. Nie verspielte, eher beunruhigende Liebesgedichte lassen an Else Lasker-Schüler denken. Der Leser wird mit vielen Fragen konfrontiert: »wie kommt man noch gleich / ohne zukunft durch den winter?« und »wo kann ich hier ungestört scheitern?« Es gibt Erinnerungen an die Kindheit, Fehlschläge und Missgeschicke, aber auch Sehnsüchte und Aufbrüche in einem so erfrischenden Sprachduktus, dass es nicht wundert, dass die Autorin mit Spoken-Word- Lesungsabenden das ganze letzte Jahr über enormen Erfolg hatte. Du kannst dich erneuern, sagt uns Simone Lappert, dich häuten wie eine Schlange, und biologische Prozesse helfen, dass »du dich ablöst und aufbrichst und rissig bleibst, / für streunendes, das dich sucht«.

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