Sam Zamrik: Ich bin nicht

Eine Empfehlung von Nora Bossong

Sam Zamrik
Ich bin nicht

Englisch – Deutsch. Übersetzt von Heike Geißler, Sylvia Geist, Björn Kuhligk, Monika Rinck und Ulf Stolterfoht. Hanser Berlin, Berlin 2022, 131 Seiten, 22 Euro.

Sam Zamriks Gedichte sind Zeugnisse im Transit. Mal wütend, mal zärtlich spricht hier ein Ich, das zum Anspruch und zum Vorgang werden soll, sich aber Verklausulierungen nicht als Lebensprinzip unterjubeln lassen will. Mit radikaler Ehrlichkeit zeigt der junge Dichter uns Brücken ebenso wie Unüberbrücktes und legt eine Widerrede ein gegen eine sich selbst bejubelnde Gesellschaft, die zu oft ihre eigene Härte nicht kennt. Es sind Gedichte, die von der Erfahrung der Migration berichten, zwischen Ländern, zwischen Kulturen, aber auch zwischen existenziellem Zweifel und unmittelbarem Verlangen. Erschüttert von Verlust und Zerstörung – »Mit fünf / hatte ich mich schon / ins Sterben verliebt.« – finden diese Texte dennoch oder gerade deshalb mitunter einen trotzigen Trost, blicken in perlschimmernde Pupillen zwischen rissigen Lidern und fordern »Hoffnung, / die nicht am Boden / eines Glases liegt«.

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