Judith Zander: im ländchen sommer im winter zur see

Eine Empfehlung von Ronya Othmann

Judith Zander
im ländchen sommer im winter zur see

dtv, München 2022, 93 Seiten, 2o Euro

Man folgt einem unbestimmten Paar in eine Landschaft. Dorthin, wo es klingt, zwischen Mythos und Musik, Pop und Minnesang, mitten hinein ins Brandenburgische, Meckpommersche, bisweilen auch Dialektale. Zwischen die Gedichte sind schwarz-weiße Fotos gesetzt, die menschenleere Landschaften zeigen: Küste und Land, Feld und Wald, Himmel und Boden und Bodden. Sehr streng, sehr klassisch und sehr konkret, im Gegensatz zu der metamorphosierenden Sprache: »so wôl dir, sumer, daz ich iemer/ lobe dîne tage sie mögen / aussetzer haben die lieben ich meine / wer kennt das nicht von sich selbst strom / ausfälle unstillbare lüftungen morgens bloß«. In dem Band ist alles ausbalanciert, das Bild mit dem Text, die Ernsthaftigkeit mit der feinen Ironie, das Pathetische mit der Schnoddrigkeit, die Dichotomien mit den Durchkreuzungen, die Leichtigkeit mit der Schwere. In den Gedichten wohnt eine – wie es einmal heißt – »rosige[n] losigkeit freiheit«, und der folgt man gerne.

Weitere Informationen