Jack Spicer: 15 falsche Lehrsätze wider Gott

Eine Empfehlung von Norbert Wehr

Jack Spicer
15 falsche Lehrsätze wider Gott

Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Stefan Ripplinger. roughbooks, Schupfart 2022, 286 Seiten, 20 Euro

»Nein / Dank seiner bist Du Dichter [...]«. Zwei Zeilen aus »Booth Tarkington«, einem Gedicht von Jack Spicer, der zeitlebens darauf beharrte, kein Ich zu besitzen, kein Autor zu sein – sondern ein Medium. Seine Gedichte würden ihm von Geister-Stimmen, von Gedicht-Geistern aus dem Jenseits »diktiert«, so wie Orpheus, der Dichter in Jean Cocteaus Film Orphée, der chiffrierte Botschaften aus dem Autoradio empfing, Funkbotschaften des toten Dichters Jacques Cégeste. Spicer, beeinflusst von den Mittelalterforschungen Ernst Kantorowicz‘, war ein unangepasster, exzentrischer Dichter – eine schillernde Figur: Begründer der »Berkeley Renaissance«, Trotzkist und Mitglied der »Mattachine Society«, einer Geheim gesellschaft für die Schwulenemanzipation. Seine Gedichtzyklen gleichen Séancen, Anrufungen von poetischen Ahnen, mittelalterlichen Sagenfi guren (Parzival, Merlin, Galahad), von Arthur Rimbaud und von geistesverwandten Zeitgenossen: Robert Creeley, Ezra Pound, William Carlos Williams und William Butler Yeats ... Die Auswahl seiner serial poems, die Stefan Ripplinger beziehungsreich zusammengestellt hat, ist, um den verstorbenen Kritiker Michael Braun (ehrend) zu zitieren, »ein aufregendes Leseabenteuer!«

Weitere Informationen

Video anzeigen