Valzhyna Mort: Musik für die Toten und Auferstandenen

Eine Empfehlung von Kerstin Preiwuß

Valzhyna Mort
Musik für die Toten und Auferstandenen

Belarussisch / Englisch – Deutsch. Übersetzt von Katharina Narbutovič und Uljana Wolf. edition suhrkamp, Berlin 2021, 142 Seiten, 15 Euro

Mit ihren parallel auf Englisch und Belarussisch geschriebenen Gedichten beschwört Valzhyna Mort einen Vorstellungsraum, in dem Erinnerung die Wahrnehmung bestimmt und mächtiger wirkt als die Einbildungskraft. Geknüpft sind sie an das Land Belarus, »in dem jede Grube, jeder Hügel verdächtig ist« und aus dem die in den USA lebende Dichterin stammt. Was hier namenlos im Boden liegt, wird zum Schreibgerät für Schultafeln. Musik für die Toten und Auferstandenen versammelt Klagelieder individueller wie kollektiver Trauer und überführt diese in den europäischen Gründungsmythos. Statt eines Stiers erscheint ein trojanischer Bison der Geschichte, osteuropäische Perspektive rückt über die Distanz des Englischen ins globale Bewusstsein. Wovon diese Gedichte sprechen, worum sie wissen, geht ausnahmslos alle an. Das ist unbequem, aber aktueller denn je.

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