Ulrich Koch
Dies ist nur der Auszug aus einem viel kürzeren Text

Jung und Jung, Salzburg 2021, 147 Seiten, 23 Euro

Er gehört, wie man so sagt, zu den Stillen im Lande. Aber die Verse, die er seit bald drei Jahrzehnten aus der niedersächsischen Provinz in die Welt sendet, erobern sich ganz sacht einen immer größeren Hallraum. Manche Leser behaupten, ein Gedicht von Ulrich Koch würde sie zuverlässig »durch den Tag bringen«. Das mag verblüffen, ist doch der Grundton dieser Lyrik geprägt von entschiedenem Pessimismus und unbeirrbarer Schwermut. Mit dem hyperfeinen Sensorium und dem leicht verschobenen Blick des Melancholikers sieht dieser Dichter das Traurige in allen Phänomenen des Alltags – und heilt es zugleich, indem er aus Dingen und Wesen, Wahrnehmungen und Wörtern kunstvolle, oft hochkomische Kippfiguren baut, die befreien können wie ein Zen-Koan. Etwa so: »Es wird schwer sein, / hier wieder herauszukommen, sagt die Seele / zu sich selbst. / (Sie ist so schlicht, dass sie sonntags freinimmt / und ihr ganzes Leben lang Schuhe / mit Klettverschluss tragen muss.)« In diesem Sinne ist schon der Titel des Bandes, aus der Schwärze durchgestrichener Zeilen hervortretend, ein kleines Gedicht.