Luljeta Lleshanaku: Die Stadt der Äpfel

Eine Empfehlung von Daniela Strigl

Luljeta Lleshanaku
Die Stadt der Äpfel

Albanisch – Deutsch. Übersetzt von Andrea Grill. Hanser, München 2021, 128 Seiten, 20 Euro

Sie ist eine der wichtigsten Dichterinnen Albaniens, mehrfach ausgezeichnet und übersetzt. Die Stadt der Äpfel dokumentiert Luljeta Lleshanakus vielseitige Produktion der letzten 20 Jahre. In Andrea Grills Übersetzung begegnet uns eine Zeitgenossin von treffsicherer Spröde, schwankend zwischen Souveränität und Verletzlichkeit, präzise, wort- und bildgewandt. Ihre Geburtsstadt Elbasan und ihr Geburtsjahr 1968 machten sie laut Nachwort »zu einer Expertin für kontrolliertes Verhalten«; die Familie galt unter Enver Hoxhas Regime als bourgeois, die Sippenhaftung bescherte Lleshanaku Repressionen. Ihren klugen, wendungsreichen Gedichten – »Via politica«, »Das Schlängeln der Freiheit« oder »Das Geheimnis der Gebete« – ist das anzumerken, bis hin zu »Urbi et orbi« im Zeichen der Pandemie. Die handfeste Realität konkurriert mit dem Raum des Wissens, auch dem um einen Kalbskopf: »Man sagt, wenn man eine Zunge isst, wächst sie einem, / und wenn man ein Auge isst, bringt es Glück. / Wer Bücher isst, isst sich selber, Stück für Stück, von den Ecken her zum Kern, / wie die Erntemaschinen auf den Kollektivhöfen.«

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