Ben Lerner: No Art

Eine Empfehlung von Christian Metz

Ben Lerner
No Art

Englisch – Deutsch. Übersetzt von Steffen Popp. In Zusammenarbeit mit Monika Rinck. Mit einem Vorwort von Alexander Kluge. Suhrkamp, Berlin 2021, 512 Seiten, 34 Euro

Ben Lerners Werdegang wirkt, als wäre er aus dem Grundbuch des amerikanischen Traums entnommen. Lerner stammt aus Topeka, einer Kleinstadt in Kansas. Seine literarischen Fähigkeiten führten ihn erst auf eine Eliteuniversität, dann nach New York City. Inzwischen gehört er zur ersten Reihe amerikanischer Publizisten, Romanautoren und Lyriker. No Art versammelt in einem großen Wurf alle seine bisherigen Gedichtbände. In ihnen reiben sich die Impressionen des gemächlichen Topeka mit den Eindrücken der Ostküsten-Metropole, wird die amerikanische language poetry mit Einflüssen von Novalis, Schlegel und Benjamin durchwirkt. Lerners Verfahrenspoesie basiert u. a. auf der Adaption physikalischer Konzepte: »Mean free paths« bemisst in der Physik jene mittlere Strecke, die ein Teilchen hinter sich bringt, ohne mit einem anderen zusammenzutreffen. Lerner lässt in seinem gleichnamigen Zyklus Wörter wie Elementarteilchen kollidieren. Seine intellektuelle Beweglichkeit hat seinen Übersetzer Steffen Popp, der für einen der Bände die Expertise von Monika Rinck einbindet, zu Höchstleistungen getrieben. No Art eröffnet ein unendliches Lesevergnügen.

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