Thomas Kling: Werke in vier Bänden

Eine Empfehlung von Marion Poschmann

Thomas Kling
Werke in vier Bänden

Herausgegeben von Marcel Beyer in Zusammenarbeit mit Frieder von Ammon, Peer Trilcke und Gabriele Wix. Suhrkamp, Berlin 2020, 2626 Seiten, 148 Euro.

Größter Monomane der deutschen Nachkriegslyrik, Verehrer von Beuys und George, Bauchredner für Klaus Kinski, Klassiker zu Lebzeiten – wie schaffte es ein Dichter aus Düsseldorf, eine ganze Generation von Lyrikern zu beeinflussen, selbst diejenigen, die ihn ablehnten? Durch die radikale Erneuerung des Sprachmaterials, die neue Sinnlichkeit der Wörter und die akribischen Schichtungen ihrer Bedeutung. An dieser zerkauten oder überartikulierten Sprache, angereichert mit Slang, Fachvokabular und Bildungsgut, kam niemand vorbei. In selbstbewusstem, aufgerautem Ton zeichnet Kling eine Geschichte der Gewalt nach und sammelt Spuren von Versehrtheit über die Jahrhunderte. In der Werkausgabe lässt sich verfolgen, wie die Zumutung des Todes schon in den frühen Gedichten zentrales Motiv ist und wie das Aufbegehren gegen diese Zumutung eine Hypersensibilität der Wahrnehmung, ja eine Zartheit verdeckt, die umso mehr erschüttert, je lässiger, lakonischer der Sound wird. Gemäldegedichte und Liebesgedichte, rheinische Landschaften, Wespen und Hirsche – ein Muss in jedem Bücherregal.

Weitere Informationen