Sujata Bhatt: Die Stinkrose

Eine Empfehlung von Nora Bossong

Sujata Bhatt
Die Stinkrose

Englisch – Deutsch. Übersetzt von Jan Wagner. Hanser, München 2020, 171 Seiten, 20 Euro.

Sujata Bhatt nimmt uns mit auf eine Weltreise – oder doch auf eine Reise nach Haus? Mit ihren Zeilen schreitet sie Orte ihrer Kindheit ab, lässt uns teilhaben daran, wie sie am frühen Morgen ihrer Mutter zusieht, die sich in ihren Sari kleidet, wir begleiten sie aber auch über die Brooklyn Bridge und ins Bremer Moor. Das Schicksal ganz unterschiedlicher Frauen gibt dem Band seinen Grund, und so, wie Bhatt zwischen den scheinbar weit auseinanderliegenden Orten und Zeiten von einer Seite auf die andere wechselt, so bringt sie scheinbar weit auseinanderliegende Gefühle zusammen, die Zärtlichkeit für Fledermäuse, das Staunen über Heidelbeeren und die Verzweiflung einer Frau, die bei einem Schiffsunglück vor Juist alles verlor, ihre Kinder, ihren Mann, ihre Hoffnung. Sie verschränkt Stimmlagen, vom plattdeutschen Gesang bis zur Beschwörung der Muse. Humor und Trauer, Schrecken und Schönheit stehen bei ihr so nah beieinander, dass wir beim Lesen merken, es sind keine Gegensätze, sondern korrespondierende Elemente, wie die Zehen des Knoblauchs eine eigenwillige Rose zusammensetzen.

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