Sophia de Mello Breyner Andresen: Die Muschel von Kos und andere Gedichte

Eine Empfehlung von Kristina Maidt-Zinke

Sophia de Mello Breyner Andresen
Die Muschel von Kos und andere Gedichte

Portugiesisch – Deutsch. Übersetzt und mit einem Vorwort von Sarita Brandt. Elfenbein, Berlin 2021, 250 Seiten, 22 Euro.

Eine der bedeutendsten Autorinnen Portugals ist hierzulande noch kaum bekannt. Sophia de Mello Breyner Andresen (1919–2004), Urenkelin dänischer Einwanderer und Widerstandskämpferin gegen die Salazar-Diktatur, veröffentlichte Prosa, Theaterstücke und 14 Gedichtbände. 1999 erhielt sie als erste Frau den wichtigsten Literaturpreis des portugiesischen Sprachraums, den Prémio Camões. Auf die deutsche Übersetzung ihres Langgedichts Der Zigeunerchristus, 2020 erschienen, folgt nun ein Band, der die Sammlungen Meerestag und Die Muschel von Kos aus den Jahren 1947 und 1997 vereint, ergänzt um poetologische Essays. Wir begegnen einer Zeitgenossin der klassischen Moderne, die sich tief in der europäischen Antike verwurzelt weiß und »im Licht, im Meer, im Wind« die Stimmen der Götter hört. Archaische Metaphorik und ein gleichsam naturhaftes Pathos verbinden sich in dieser Lyrik mit einem radikalen Freiheits- und Erkenntnisbegriff . Die zweisprachige Präsentation kompensiert die klanglichen und semantischen Barrieren, an die hier jede Übertragung stoßen muss. Eine Entdeckung.

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