Semra Ertan: Mein Name ist Ausländer | Benim Adım Yabancı

Eine Empfehlung von Florian Kessler

Semra Ertan
Mein Name ist Ausländer | Benim Adım Yabancı

Deutsch & Türkisch. Übersetzt von Zühal Bilir-Meier, Can-Peter Meier, Cana Bilir-Meier, Hans-Peter Meier. edition assemblage, Münster 2020, 223 Seiten, 18 Euro.

Dieses Buch erzählt ungeheuer anschaulich davon, wie die deutsche Literatur hergestellt wurde und wird. Denn die trotzigen, hoffnungsvollen, schmerzhaften, oft sowohl auf Türkisch als auch auf Deutsch geschriebenen Gedichte von Semra Ertan, die 1971 als Vierzehnjährige aus dem türkischen Mersin nach Deutschland kam, bewegten sich Zeit ihres Lebens jenseits von dem, was dem Kulturbetrieb als wesentlich galt. „Mein Name ist Ausländer / Ich arbeite hier, / Ich weiß, wie ich arbeite, / Ob die Deutschen es auch wissen?“, so dichtete sie. Das Politische und das Schöne, der Kampf um Teilhabe wie um Ästhetik fielen bei ihr immer wieder in eins. Semra Ertan verbrannte sich 1982 mit 25 Jahren in Hamburg aus Protest gegen den Rassismus. Die DPA titelte damals lediglich: „Türkin erlag Verletzungen“. Die im Band enthaltene Dokumentation und die Gedichte Ertans selbst erzählen davon, dass ihre Geschichte viel mehr war als lediglich die Geschichte irgendeiner Nationalität. Wie würde sie heute dichten?

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