Saul Tschernichowski: Dein Glanz nahm mir die Worte

Eine Empfehlung von Florian Kessler

Saul Tschernichowski
Dein Glanz nahm mir die Worte

Hebräisch – Deutsch. Übersetzt von Jörg Schulte mit einem Vorwort von Aminadav Dykman unter Mitarbeit von Gundula Schiffer. Edition Rugerup, Berlin 2020, 3 Bände, 900 Seiten, 99,90 Euro.

Odessa. Heidelberg. Lausanne. Swinemünde. Jerusalem ... Die Ortsnamen, die der Erneuerer der hebräischen Literatur Saul Tschernichowski, geboren 1875, gestorben 1943, oft unter seine Arbeiten setzte, erzählen ihre ganz eigene Geschichte. In einem ruhelosen Leben bis zu den späten Jahren in Tel Aviv und Jerusalem schuf er die neuhebräische Literatur mit, indem er sie dem europäischen Transfer öffnete: Er übersetzte aus der Weltliteratur in das Hebräische, während er dieser Sprache in seinen eigenen Dichtungen neue Genres und Versformen erschloss. Sein ungeheuer bildreiches, vielschichtiges, allegorisches Sprechen in Reimformen, seine Erinnerungen an die taurischen Dörfer seiner Kindheit oder auch das tausende Hexameter umfassende Epos Das goldene Volk, das den Gründungsmythos des hebräischen Volkes nachzeichnet, wurden bislang noch nicht oder nur in fragmentarischen Anfängen ins Deutsche übertragen. Jörg Schulte hat nun diese Leerstelle mit einer bewundernswerten Arbeit – unter Wahrung der ursprünglichen Metren – gefüllt. Und die Edition Rugerup hat Tschernichowskis Vermächtnis diese dreibändige Prachtausgabe geschenkt.

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