H. C. Artmann: Übrig blieb ein moosgrüner Apfel

Eine Empfehlung von Daniela Strigl

H. C. Artmann
Übrig blieb ein moosgrüner Apfel

Mit Illustrationen von Christian Thanhäuser und einem Nachwort von Clemens J. Setz. Insel, Berlin 2021, 97 Seiten, 14 Euro.

Das ist nun eine Blütenlese im schönsten Wortsinn. Der Band präsentiert botanische Stücke des ins unverdiente Halbdunkel geratenen Büchner-Preisträgers H. C. Artmann (1921–2000) aus allen Schaffensphasen und in vielerlei Gestalt. Da gibt es melancholische Spätestromantik, die Travestie exotischer Formen, Sprachspiele und Scherze, ironische Oden und makellose Haikus und einige – fern der Wiener Peripherie wohl mysteriöse – Dialektgedichte nach der Art von Artmanns Debüt med ana schwoazzn dintn. Bald schwelgerisch, bald wortkarg, aber immer mit taufrischer poetischer Empfindung hantiert Artmann mit Blumen, Bäumen und Früchten, nicht selten mit erotischer Symboldeutlichkeit: „alle meine küsse will ich eintauschen mit dir / gegen nichts als zwei rote beeren ...“. „Weise und magisch“, wie Clemens J. Setz im Nachwort meint, eignen sich so manche Verse „als Zaubersprüche für Garten und Hausgebrauch“: „ich bitte euch ihr unsichtbaren / beim zauber euch gehorsamer pflanzen / entgiftet mir diesen schierling“.

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