Carla Cerda: Loops

Eine Empfehlung von Uljana Wolf

Carla Cerda
Loops

roughbooks, Schupfart 2020, 50 Seiten, 5 Euro.

Hier spricht das Labor unseres lyrischen Mikrobioms, auf das wir warteten – und sei es, um endlich das Wort „Mikrobiom“ nachzuschlagen. Oder „Junk-DNA“. Oder die „Plüsch-Schicht“ der Sprache kritisch aufzuruffeln. Carla Cerdas aufregendes Debüt, irre komponiert und zugleich mit der kirren Lässigkeit von Forschertagebüchern, verknüpft Worte und Codes, wandernde Meteorologinnen, Lithium-Abbau in Chile, Aktienindexe, die barocke Dichterin Sor Juana de la Cruz und die Frage, wie ein Körper „in Echtzeit auf Ereignisse reagiert“. Ganz nah ist das an unseren gegenwärtigen Arbeits- und Produktionsbedingungen, die immer auch Extraktionen sind – von Rohstoffen, von Relationen, von Sprache: „ist das schon Fracking? leicht wie Lithium bist du aus einer entlegenen Baby-Galaxy geploppt.“ Wer das liest, wird selbst zur Forschenden, ploppt „weit hinter die lyrischen Halden“ in neue Formen, öffnet Tabs wie neobarocke Fächer, wozu das Buch bemerkt: „ich öffne alle Tabs gleichzeitig und sage ‚Lyrik‘ dazu.“ Wie wir es auch nennen, in diese hellwache Sprachgegenwärtigkeit sind wir gerne geloopt.

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