Eine Empfehlung von Kristina Maidt-Zinke
Die sichtbaren Dinge
Poetenladen, Leipzig 2019, 72 Seiten, 18,80 Euro.
»Dies ist kein Beitrag zur Gegenwartslyrik«, heißt es in einem der Gedichte. Das mag als Ironie verstanden werden und bedeutet doch, dass der Autor sich in diesem Moment gegen den Strom stellt. Während große Teile der Gegenwartslyrik von überbordender Komplexität und Selbstreferenzialität leben, hat Uwe Kolbe, der längst auf eine hochproduktive Dichterlaufbahn zurückblicken kann, sich auf Die sichtbaren Dinge besonnen: An ihnen will er, im Sinne eines Mottos von Ralph Waldo Emerson, die Worte wieder »festmachen«. In der strengen Form von vier Dutzend Achtzeilern, dabei frei schaltend und waltend mit Rhythmus und Reim, übt er sich in der Kunst der poetischen Entschlackung und erprobt, wie viel Tiefe sich aus Schlichtheit und Konkretion gewinnen lässt. Zu den ›Dingen‹ zählen hier auch Zustände, Erfahrungen, Begriffe oder Erkenntnisse: Kolbe bindet sie mit leichter Hand an Naturphänomene, Alltagssituationen und andere Erscheinungen der sinnlichen Welt, sodass man sie buchstäblich zu ›sehen‹ meint. Ein Band zum Atemholen in der ubiquitären Wörterflut.
Weitere Informationen: peoetenladen – der Verlag