Philipp Luidl: das wort beim wort genommen

Eine Empfehlung von Michael Krüger

Philipp Luidl
das wort beim wort genommen

Maro, Augsburg 2019, 176 Seiten, 20 Euro.

Philip Luidl gehörte zu den ganz Stillen im Lande. Ihn hat kaum je eine Einladung erreicht, aus seinen Werken vorzulesen, einen Preis hat er auch nicht erhalten, nur in wenigen Anthologien ist er zu finden. Nun hat sein Verlag, Maro in Augsburg, fünf Jahre nach dem Tod des Dichters einen schönen Band seiner gesammelten Gedichte veröffentlicht. Luidl war Typograph und Typographiehistoriker, und etwas von diesem präzisen Gewerbe ist auch in seinen Gedichten am Werk. Sie sind kurz, lakonisch, jedem Pathos abhold. Beispiel: »Abend«: »Im bach / wäscht die weide / ihr bild // Und der tag / nimmt den horizont / von der leine // Unterm strich den / die krähe zieht / stehe auch ich«. Wie oft ist der Dichter wohl bei dieser Weide gestanden, um den einen Moment zu erleben? Und hat es ihn Mühe gekostet, auf den Endreim in den drei letzten Zeilen zu verzichten? Dass er es tat, spricht sehr für das gute Ohr des Dichters. Luidls Gedichte sind das Ergebnis langen, andauernden Schauens. Er hat sich Zeit genommen, um diese 200 Seiten zu füllen. Und man braucht Zeit, ihre Schönheit zu entdecken: »MEIN schuh der / erste abdruck im schnee // Der tod will / seine grösse wissen / wenn er die wege räumt // Verse schaufelt er frei / und nichts ängstigt ihn mehr / als ein gedicht«.

Weitere Informationen: Maroverlag