Maren Kames: luna luna

Eine Empfehlung von Nico Bleutge

Maren Kames
luna luna

Secession, Zürich 2019, 109 Seiten, 35 Euro.

In einem Video der Londoner Independent-Band The Big Moon sieht man vier Frauen, die müde, erschöpft fast, auf ihren Instrumenten spielen. Doch plötzlich kippt die Stimmung: Farbbomben explodieren, alles wird pink und grün, und Glitterschnipsel regnen ins Studio. So ähnlich kann man sich diesen Gedichtband vorstellen. Maren Kames schickt ihre Sprecherin einmal rund um die Welt. In einem silbern schimmernden Raumanzug steht sie in London vor dem Rollfeld und sagt: »ich bin circa in der mitte entzweigebrochen / und nicht wieder heil geworden.« Den bitteren Befund spielt sie in Wort- und Lautverwandlungen durch. Aber Ottos Mops kotzt hier nicht, sondern fragt: »ho? // mödchen?« »wieso kann ich das so gut versto o hen?« luna luna ist ein Buch voller Sprachlust,aller Skepsis zum Trotz. Kames schreddert Songtexte von Bon Iver bis zu Helene Fischer, übersetzt sie bewusst flapsig und wünscht sich als Begleitung auf ihrer »safari« einen fingernagel großenblauen Elefanten. Liebe im »mondgebiet«, Liebe im Sturz.

Weitere Informationen: Secession Verlag

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