Lisa Jeschke: Die Anthologie der Gedichte betrunkener Frauen

Eine Empfehlung von Florian Kessler

Lisa Jeschke
Die Anthologie der Gedichte betrunkener Frauen

hochroth, München 2019, 56 Seiten, 8 Euro.

»WOOOOOOAAAAAAAAAAA / Wir werdens fucking lieben«! Was hier wild und aggressiv und lustvoll und ständig verschieden von allem davor Gesagten auf den Seiten steht, ist laut dem Bandtitel eine Anthologie, eine Sammlung. Bloß, dass das Gesammelte nun wirklich lieber frenetisch betrunken alle Formvorgaben zerfetzt, zersprengt, überschreitet und unterläuft, als sich hübsch freundlich einfügen oder kategorisieren zu lassen. Lisa Jeschkes Gedichte sind bis in die wechselnden Schriftgrößen hinein Angriffe auf jegliche Systematik – und darin mehr als angemessen für eine Gesellschaft, in der größtmögliche politische Energien auf das Beschwören vermeintlich wahrer schützenswerter Ordnungen verwendet werden. Diese lustvoll geschredderten Dichtungs-Blablas, Kritik-Gesänge, Fuck-Ups, Trotzbemerkungen, Theoriesplitter, Feminist Letters, Wutbrüller, trunkenen Glücks-Exzesse halten gegen alles, was allzu produktiv und richtig machend zählt – und das in diesen autonomen Zeilen so lustig wie angemessen böse. »Es lebe der König nicht!«

Weitere Informationen: hochroth Verlag

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