Eine Empfehlung von Joachim Sartorius
Schorfheide. Gedichte en plein air
Berlin Verlag, Berlin 2019, 128 Seiten, 22 Euro.
Gerhard Falkner will nach eigenem Bekunden Naturgedichte schreiben, die mit den Naturgedichten der letzten Jahrhunderte nicht mehr viel zu tun haben. Aber einige wichtige Bezugspunkte hat er doch: die Naturphilosophie von Friedrich Schlegel, Annette von Droste-Hülshoff und Paul Celan. Mit diesem Rüstzeug und nach unzähligen Wanderungen durch das Schorfheide genannte Fluss- und Moorgebiet bei Berlin, »Schwimmblattgesellschaften« beobachtend, schafft er frische, funkelnde Gebilde, in denen sehr persönliche Reflexionen über das Gedicht und seine Entstehung eingeschlossen sind. »Alles ist süß, vergeblich und digital«, heißt es in einer Gedichtzeile, und sie benennt genau die drei Eckpunkte, zwischen denen sich Falkner meisterlich bewegt: zum einen die romantische Verheißung, zum anderen die dem Unterfangen innewohnende Melancholie und schließlich die Zersetzung der Tradition durch digitale Welten. Aber auf der Zunge zergehen die Gedichte wie prickelndes Peppermint.
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