Barbara Hundegger: [anich. atmosphären. atlas]

Eine Empfehlung von Daniela Strigl

Barbara Hundegger
[anich. atmosphären. atlas]

Haymon, Innsbruck/Wien 2019, 208 Seiten, 19,90 Euro.

Ist das möglich – eine Biographie in Gedichten? Ein historisches Porträt als poetische Vergegenwärtigung? In ihrem neuen Buch tritt Barbara Hundegger den Beweis an. Peter Anich (1723–1766) war Bauer und Drechsler und wurde mit seinem Atlas Tyrolensis zum bedeutendsten Kartographen des Habsburgerreiches. Zunächst als Autodidakt, dann als Schüler eines Innsbrucker Universitätsprofessors eignete Anich sich mathematische und astronomische Kenntnisse an und wurde als Erbauer von Globen und Taschensonnenuhren bekannt. Hundegger vermisst Anichs erstaunliche geistige und physische Leistung ebenso präzise und sensibel wie die Kluft zwischen seiner Herkunft und den höfischen Kreisen, in die es ihn verschlägt und mit denen er sich herumschlägt: »deine heikle mittellage hoch- / riskant: die sterne stets genau / so nahe wie der harte boden / auf dem deinesgleichen stand«. In epischer Kürze entsteht so der Charakterkopf eines früh erschöpften Aufsteigers.

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