Aras Ören: Berliner Trilogie. Drei Poeme

Eine Empfehlung von Florian Kessler

Aras Ören
Berliner Trilogie. Drei Poeme

Aus dem Türkischen übersetzt von H. Achmed Schmiede, Johannes Schenk, Jürgen Theobaldy und Gisela Kraft. Verbrecher, Berlin 2019, 232 Seiten, 22 Euro.

»Das Jahrhundert, in dem ich lebe, / hat mich so gemacht: / geboren 1963 in Kayersi, / Wohnort: Berlin-Kreuzberg«. Die hier spricht, heißt Emine, wer aber zugleich durch sie hindurch im Rollengedicht auch spricht, ist der Dichter Aras Ören. Seit 1969 wohnhaft in Berlin, dichtend auf Türkisch, im Blick die bis zu seinen Gedichtbänden nahezu unbeschriebene Welt der aus der Türkei nach Deutschland gekommenen Menschen, erzählt Ören in klaren Versen und leuchtenden Bildern unzählige Lebensläufte, springt seinen widersprüchlichen, komplizierten Figuren förmlich in die Köpfe, lässt sie verschiedenste Geschichten von Arbeit und Alltag irgendwo zwischen Migration und universalem Dahintreiben durchleben. Der Verbrecher Verlag hat die schon in den siebziger Jahren berühmten Texte jetzt in einer Neuausgabe vorgelegt: ein Geschenk an die Idee, den Kanon der deutschen literarischen Grundbücher zu erweitern – und dabei zu staunen über die wunderschönen, traurigen, wichtigen Geschichten und Bilder, die jemand vor über vierzig Jahren ganz unbekümmert um irgendeinen Kanon in die Welt hineinschrieb.

Weitere Informationen: Verbrecher Verlag

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