Tamer Düzyol und Taudy Pathmanathan (Hg.): Haymatlos

Eine Empfehlung von Florian Kessler

Tamer Düzyol und Taudy Pathmanathan (Hg.)
Haymatlos

edition assemblage, Münster 2018, 224 Seiten, 14,80 Euro

Semra Ertan wurde 1965 in der Türkei geboren und kam 1972 in die BRD. Sie arbeitete als Bauzeichnerin und Dolmetscherin – und verbrannte sich selbst 1982 in Hamburg, um ein Zeichen gegen den Rassismus um sie herum zu setzen. Wer davon noch nie gehört hat und 37 Jahre später ihr trotziges, alarmiertes Gedicht »Mein Name ist Ausländer« liest, begreift: Was heute gern ›postmigrantisch‹ genannt wird, hat eine eigene literarische und politische Geschichte, die schon viel zu lange erzählt werden musste. Nun geschieht es, endlich. Haymatlos ist eine wilde Anthologie zu jener Unbehaustheit zwischen den Ländern und Kulturen, die sich nicht um exakte Eingrenzungen schert. Die Erfurter Tamer Düzyol und Taudy Pathmanathan haben durch Aufrufe und Recherchen bekannte Dichterinnen und Dichter ebenso wie nie gehörte Namen versammelt, mit Texten vom hohen Dichtungston bis zu Slam Poetry. Über die Generationen hinweg erzählen oft wütende und verzweifelte Stimmen davon, wie das ist, in Deutschland zu sein und doch nicht einfach nur in Deutschland zu sein. Dieses leidenschaftliche, grobe, wichtige Buch verändert den Kanon.

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