Saigyô: Gedichte aus der Bergklause. Sankashû

Eine Empfehlung von Marion Poschmann

Saigyô
Gedichte aus der Bergklause. Sankashû

Japanisch-Deutsch. Ausgewählt, übersetzt und mit Kommentar und Annotationen von Ekkehard May. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Mainz 2018, 291 Seiten, 25 Euro.

Saigyô, eleganter Höfling, buddhistischer Asket und Wandermönch, gilt als bedeutendster Dichter des 12. Jahrhunderts in Japan. Er war das verehrte Vorbild für den großen Matsuo Bashô, den Erneuerer des Haiku. Saigyôs Dichtung ist ungemein anschaulich, sie rühmt den Mond, die Kirschblüte, die Abgeschiedenheit in der Natur, und sie ist in höchstem Maße abstrakt, da die Motive dieser Gedichte nicht nur für sich selbst stehen, sondern Zustände eines überwachen, brillanten Geistes spiegeln. Genau 900 Jahre nach seiner Geburt ist nun endlich eine selbständige Ausgabe seiner Gedichte auf Deutsch erschienen. Warum hat das so lange gedauert? Der Lyrik geht generell der Ruf voraus, nur schwer und wohl auch nur partiell übersetzbar zu sein, und erst recht scheint das, von Europa aus gesehen, für die ostasiatische Lyrik mit ihrem speziellen Schriftzeichen- und Gedankensystem zuzutreffen. Ekkehard May unternimmt es in diesem Band nicht nur, eine Auswahl aus Saigyôs Wakas dennoch zu übersetzen, sondern jedem Gedicht ist ein ausführlicher Kommentar beigefügt, der die Herausforderungen und Schönheiten dieser Dichtung verständlicher macht.

Weitere Informationen: Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung