Ivan Blatný: Hilfsschule Bixley

Eine Empfehlung von Uljana Wolf

Ivan Blatný
Hilfsschule Bixley

Aus dem Tschechischen übersetzt und mit einem Nachwort von Jan Faktor und Annette Simon. Edition Korrespondenzen, Wien 2018, 228 Seiten, 22 Euro.

Das translinguale Europa ist keine neue Erfindung, es leuchtet wahnwitzig aus diesem Band des tschechischen Dichters Ivan Blatný. Verfasst in einer psychischen Anstalt in England, publiziert 1982 im Samisdat, herrlich erfindungsreich übersetzt von Jan Faktor und Annette Simon. Dem doppelt durch Exil und Sanatorium isolierten Dichter waren Worte konkretes, physisch erspürbares Material (»gerade übergibt man mir das Wort Spaziergang«), das der Vielsprachige, der u.a. Esperanto, Deutsch, Französisch und Englisch beherrschte, halluzinatorisch kombinierte: »pèrformt pérsohnifiziert mein lieber père«. Unaufhörlich treiben Form, Klang und Buchstaben ein Rad vielsprachiger Assoziationen. Das liest sich zuweilen, in sprachübergreifend gereimten Zweizeilern, wie eine Slapstick-Séance – Poe goes Surrealismus goes Jakobson goes Marx Brothers goes Gertrude Stein. Oder war das »God the linguist«? Dann wieder wird es still im postmonolingualen Vortex, morsen die Buch staben die Verlassenheit des alternden Dichters: »Alles gelöst was mich betriff t / Essen wird mich zu Kräften kommen lassen / it is a terrible world / terre I. Bl.«.

Weitere Informationen: Edition Korrespondenzen