Esther Kinsky: kö növény kökény

Eine Empfehlung von Joachim Sartorius

Esther Kinsky
kö növény kökény

Edition Thanhäuser, Ottensheim an der Donau 2018, 60 Seiten, 20 Euro.

Es war der Titel des neuen Gedichtbandes von Esther Kinsky, der mich zunächst bezauberte. Die drei ungarischen Wörter verwiesen auf einen der vielen ›Hintergründe‹ der Autorin. Vor allem aber war es verführerische Wortmusik. Erst später erfuhr ich, dass »kö« im Deutschen ›Stein‹ heißt, »növény« ›die Pflanze‹ und »kökény« ›die Schlehe‹. Die Musikalität des Titels, die einen Garten von Assoziationen öffnet, versprach nicht zu viel. Da Esther Kinsky sich von der Sprache führen lässt, atmet der schmale Band eine große Weite. Es entsteht ein Landstrich, es stellen sich Bäume dazu und wilde Blumen am Wegrand und viele Vögel in der Luft: »blaues geschnäbel im frühling und die schatten / ihrer flügel helldunkelhell auf der furchigen erde«. Alles ist Aufmerksamkeit, genaueste Beobachtung. Esther Kinsky weiß sowohl Artistik zu vermeiden als auch Pathos und Naturmystik. Oft erinnert sie in der Wir-Form: Zwei Menschen gehen durch das Gelände des Lebens und teilen ihre Wahrnehmungen. Die zarten Birnholzschnitte von Christian Thanhäuser entwerfen eine unaufdringliche Parallelwelt mit Waldrandsilhouetten und zarten Nebensträuchern. Ein kleines Gesamtkunstwerk.

Weitere Informationen: Edition Thanhäuser