Elke Erb: Gedichtverdacht

Eine Empfehlung von Monika Rinck

Elke Erb
Gedichtverdacht

Herausgegeben von Urs Engeler und Christian Filips. roughbooks, Berlin / Schupfart 2019, 94 Seiten, 15 Euro.

Neue Gedichte aus fünf Jahrzehnten – das ist Elke Erbs Band Gedichtverdacht. Die mit neuen Gedichten von Elke Erb verbringbare Zeit (die gute Zeit!) wird also nicht aufhören. Die Dichterin ist knapp, wo die Fakten dies fordern, scharf, wo der Schnitt die Leser feit und befreit, kühl und frisch wie Quellwasser und so genau wie das, was das Unbewusste weiß, aber nicht sagt. Man liest eine Wörtlichkeit unter dem Anprall der Jahre: die Zeit, die zwischen Notieren, Liegenlassen und Holen vergeht. Sichtbar wird die Form, wie sie sich über die Jahre verändert, aber auch die Jugend des ältesten Kerns der Erbschen Poetologie. Das letzte Gedicht des Bandes, »Das mit dem Baum«, lässt die Leserin am frühen Morgen des 12.12.2018 zurück. Die Sachen entstehen nicht plötzlich im Sinne des altgriechischen Poiesis-Begriffs, nein, man muss sie holen. Und Elke Erb hat diese Texte mit sicherem Griff für uns geholt, und ich bin sehr dankbar, dass Urs Engeler sie gebracht hat. »Das ist hier der Fall.«

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