Daniela Chana: Sagt die Dame

Eine Empfehlung von Daniela Strigl

Daniela Chana
Sagt die Dame

Limbus, Innsbruck 2018, 92 Seiten, 13 Euro.

Schlichtheit steht ein wenig in Verruf in der Lyrik, allzu oft wird sie mit Einfalt verwechselt. Schlicht in der Form, unprätentiös im Auftreten, aber alles andere als einfältig in ihrem gedanklichen Hallraum, ihrem Hang zur Dialektik sind Daniela Chanas Gedichte über – ja, worüber? Über das Leben einer jungen Frau in einer Stadt, die wohl Wien heißt, einer Frau, die ausgeht und einkehrt, sich verliebt und entliebt, die dichtet und leidet und sich und andere mit einem Augenzwinkern beobachtet. Dass dieses Debüt den Singer-Songwritern gewidmet ist, »deren Werke mich als Teenager berührt« haben, ist Programm. Gerade das Aussparen von Gefühligkeit macht diese Gedichte gefühlsecht, sie tarnen sich mit dem Kleid des Alltäglichen und sind auf den Glanz des Besonderen aus. Darum sei davor gewarnt, sie zu unterschätzen: »Wenn du glaubst, du verstehst mich / Fahre ich auf dem Rad davon / Zwischen deinen Fingern / Ich bin kein Seil, das sich verfangen hat / Sondern ein Knoten / Von mir bleibt nichts übrig / Wenn du mich auflöst«.

Weitere Informationen: Limbus Verlag