Anja Golob: Anweisungen zum Atmen

Eine Empfehlung von Nico Bleutge

Anja Golob
Anweisungen zum Atmen

Aus dem Slowenischen von Urška P. Černe und Uljana Wolf. Edition Korrespondenzen, Wien 2018, 71 Seiten, 17,50 Euro.

Bei Anja Golob kommt das Gedicht gerne in Großbuchstaben daher und ähnelt bisweilen einer »KAMPFANSAGE«. Wenn hier von der Küste die Rede ist, dann gibt es keine malerischen Meeresbilder zu entdecken, sondern das Wasser »bäumt sich krümmt sich / schleudert glühend lärm / klatscht flach in sich«. Die slowenische Dichterin formt sich ihre Welt aus Sprache und holt sich Anregungen aus Listen, Gebrauchsanweisungen und Filmen. Manchmal löst sie die Zeile auf und ordnet die Wörter zu Figuren an. Dann wieder spielt sie mit Reihungen und Klängen, immer nah an den Sinnen. Urška P. Černe und Uljana Wolf haben Golobs »Stakkato silberheller Schläge« genauso eingefangen wie manch »abgehackten Takt«. Schade nur, dass man die »klitzekleinen Atome der Außenwelt« nicht auf Slowenisch lesen kann. Golob schreibt, als sei das Wasser die Substanz der Wörter, der Insekten, des Herzens. »All dies ist kaum viel«, heißt es einmal. All dies ist sehr viel – und man möchte es immer wieder lesen.

Weitere Informationen: Edition Korrespondenzen