Aimé Césaire: Notizen von einer Rückkehr in die Heimat / Corps perdu

Eine Empfehlung von Monika Rinck

Aimé Césaire
Notizen von einer Rückkehr in die Heimat / Corps perdu

Ausgewählt, kommentiert und aus dem Französischen übersetzt von Klaus Laabs. Matthes & Seitz, Berlin 2019, 300 Seiten, 40 Euro. (Erscheint im April 2019.)

2008 ist der afrokaribisch-französische Dichter und Politiker Aimé Césaire mit 94 Jahren auf Martinique gestorben. Jetzt erscheint in deutscher Übersetzung die bislang größte Auswahl aus seinem Werk. »(Die Zeit die nichts anderes ist als die Langsamkeit des Sagens).« Da ist der breite Strom der epischen Gedichte, in einem eigenen Wortschatz, flankiert von einer selbstgeschmiedeten Mythologie. Da sind politische Gedichte, die von der Gewalt der Kolonisation zeugen und fragen, wer für wen sprechen darf – und die späten Gedichte aus den 90er Jahren mit ihren waghalsigen Wendungen und ihrer ungeheuren Tiefe. Der Übersetzer Klaus Laabs hat seiner Auswahl einen ausführlichen Katalog beigesellt, Glossar und Nachwort in einem, worin er das Realistische im surrealistischen Gedicht entdeckt und erläutert. In seinen teils polemischen Wendungen zeigt sich modellhaft, dass Sprachgeschichte immer auch Konfliktgeschichte ist, dass die Konflikte sich nicht besänftigen lassen und dass nicht nur Übersetzer immerzu angehalten sind, zu entscheiden, zu erfinden, auszuhalten und zu deuten.

Weitere Informationen: Matthes & Seitz