Francesco Chiesa: Hören in finsterer Nacht / Udire a notte buia

Eine Empfehlung von Kristina Maidt-Zinke

Francesco Chiesa
Hören in finsterer Nacht / Udire a notte buia

Limmat, Zürich 2016, 88 Seiten, 29,50 Euro.

Sonette. Aus dem Italienischen übersetzt und mit einem Nachwort von Christoph Ferber.

Eine Wiederentdeckung besonderer Art: Francesco Chiesa (1871–1973), der seit Anfang des 20. Jahrhunderts über Jahrzehnte die Literatur der italienischsprachigen Schweiz geprägt und deren Lyrikszene dominiert hatte, ist im deutschsprachigen Raum, anders als in Italien, weitgehend vergessen. Stilistisch blieb sein Werk in der Tradition des 19. Jahrhunderts verhaftet, während seine poetische Bildwelt und sein Umgang mit dem Klangmaterial der Sprache die existenzielle Entfremdung der Moderne spiegeln. Dieser Kontrast wird vor allem in den Sonetten sinnfällig, auf die Christoph Ferber sich in seiner klugen, zweisprachigen Auswahl konzentriert. Die Form stellt höchste Anforderungen an den Übersetzer und gewährt ihm zugleich an manchen Stellen die Freiheit sensibler Nachdichtung. Ferbers Nachwort führt nicht nur in das Leben und Schaffen Francesco Chiesas ein, sondern auch in die ästhetische Auseinandersetzung der folgenden Dichtergenerationen mit diesem kraftvoll konservativen Klassizisten.

Francesco Chiesa, geboren 1871 in Sagno bei Mendrisio, gestorben 1973 in Lugano, war Lyriker und Prosaautor der italienischsprachigen Schweiz.

Weitere Informationen: Limmat Verlag