Andreas Neeser: Wie halten Fische die Luft an

Eine Empfehlung von Daniela Strigl

Andreas Neeser
Wie halten Fische die Luft an

Haymon Verlag, Innsbruck 2015. 80 Seiten.

Andreas Neeser ist kein Freund großer und vieler Worte. Seine Erkundungen im Zwischenmenschlichen, im Naturraum draußen und drinnen, im Kopf des Ichs, sind beeindruckend konzentriert, wirken wie hingetupft und nehmen doch präzise Gestalt an. Man könnte an Aquarelle denken, aber meist düster getönt: »Seit Jahren mein einziger Bruder / kriech ich beim Rastplatz ans Ufer / im fahleren Licht / bin ich nichts als mein dunkelstes Wort.« (»Drei Schwestern«) Im Zyklus »Schichten von Haut« entblättert Neeser kunstvoll die Zwiebelhäute der Erinnerung, die zusammenhängen wie die einzelnen durch einen jeweils weiterwandernden Vers miteinander verknüpften Gedichte. Die Kindheit ist es, die den Erwachsenen im Halbschlaf »bespricht«, die handfest und körperlich wird: »ein paar Krautstiele wachsen mir mundartlich / urlaut | im Gaumen | behauptet die Sprache die Herkunft, / Geruch und Geschmack«.