Uljana Wolf: meine schönste lengevitch

Eine Empfehlung von Holger Pils

Uljana Wolf
meine schönste lengevitch

kookbooks 2013

Uljana Wolf hat einen berückenden sprachmagischen Band geschaffen, der im Detail und durch die thematische Gesamtkomposition zugleich beeindruckt. Er ist ein großer Anspielungsraum, bevölkert von Anregern, mit denen Wolf zum Beispiel über das Ende der Abgeschiedenheit von Einzelsprachen sinniert. Das wird bei ihr zur Lust am Gewinn der Mehrsprachigkeit, der Sprachvermischung und -verschiebung, am »gemoppelten doppel«. In sechs Zyklen werden poetische Räume entworfen, in denen solche Gewinn- und Verlust-Rechnungen an den Grenzen der Sprachen, an den Grenzen von Sprache und Wirklichkeit aufgemacht werden. Theorie und Lebenswirklichkeit nähren diese Poesie gleichermaßen. Hinter ihr liegen linguistische Abhandlungen, Berichte über Psychoanalyse und Flüchtlingspolitik. Aber: meine schönste lengevitch ist kein trockenes Bedichten von Diskursen, sondern ihre lustvolle eigenständige Begründung in der Literatur, mit nur ihr eigenen Mitteln, der es nicht um die Beherrschung dieser Diskurse geht, sondern um ihre Poetisierung im Sprachspiel.