Paul Bogaert: Der Softslalom

Eine Empfehlung von Monika Rinck

Paul Bogaert
Der Softslalom

roughbooks (Nr. 27) 2013

Herausgegeben und übersetzt aus dem Flämischen von Christian Filips.

Softslalom: Ein durchnummeriertes Langgedicht, das vordergründig vom Alltag in einer Badeanstalt handelt. Wir treffen auf Kontrolle sowie auf Spuren katastrophischen Kontrollverlustes, auf lose Routinen und deren Überschreitung. »Wo Textil ist, da sind auch Gespenster«. Wie es Paul Bogaert gelingt, eine beklemmend schlüssige und gleichermaßen abgründig komische Atmosphäre entstehen zu lassen, ist großartig. Einzelne Beschreibungen ragen stochernd ins Ganze hinein: ein dysfunktional routinierter Arbeitsalltag, wo hinter jeder Biegung eine gespenstige Feedbackrunde wartet. Es zeigt sich: Gedichte müssen nicht narrativ sein, um jede Menge Geschichten freizusetzen. »Schau, das alles steht hier, schwarzweiß, auf Papier«, schreibt Bogaert und überrascht nach zwei Dritteln des Weges mit einer seltsam verschobenen, aber seriösen Selbstkritik des Bandes. Vom Drama sich zunehmend dem Trauma zuneigend, werden nun die Konturen eines Unglücks deutlich. Ist jemand ertrunken? Lesen Sie selbst – und freuen Sie sich über eine ausgezeichnete Übersetzung.