Nico Bleutge: verdecktes gelände

Eine Empfehlung von Florian Kessler

Nico Bleutge
verdecktes gelände

C. H. Beck 2013

Dem diese Gedichte von Herzen empfehlenden Kritiker fällt auf, dass er mit ihnen nicht auf vertrautem Fuß steht. Dafür sind sie ihm angenehmerweise dauerhaft zu fremd. Als Übungen in Präzision führen sie immer wieder ein Repertoire untereinander eng verwandter Gesten vor: Das scheinbar möglichst klare Beschreiben von Wahrnehmungen, die Suggestion des Verzichts auf Einmischung. Ein feines, schwingendes Sprechen, das sorgfältige Präsentieren jedes Details. Immer neue Momente und Ansätze zu Geschichten tun sich auf im dritten Gedichtband des 1972 geborenen Nico Bleutge, in die sich in sanfter Konsequenz immer wieder neue Wahrnehmungspartikel und Sprachfunde hineinschieben: »frühe, schnell aufziehende / dunkelheit. abdrücke, fast noch bewegt, fast schon / umschlossen, vom grau, das die wände einfärbt. die abstände / wechseln langsam. luft dehnt sich aus und zerfällt / zu dichten flocken. strohpolster, dämmernde schlafwehen / treiben tiefer am boden vorbei. vor dem fenster / der schattenriß eines vogels, der näherkommt / weiter und weiter entfernt«.