Czeslaw Milosz: Gedichte

Eine Empfehlung von Holger Pils

Czeslaw Milosz
Gedichte

Carl Hanser 2013

Aus dem Polnischen von Doreen Daume, Karl Dedecius, Gerhard Gnauck und Christian Heinrich. Auswahl und Nachwort: Adam Zagajewski.

Milosz ist einer der ganz großen Autoren Polens, der 2004 mit 93 Jahren in Krakau starb, Nobelpreisträger mit einem imponierenden Werk, das über viele, zuweilen dramatische biografische Wendungen hinweg entstanden ist. Vierzig Jahre hatte er im Exil gelebt, dreißig davon in Amerika. Hundert Gedichte bringt die sehr schöne, von Adam Zagajewski besorgte Auswahl – Lese eines langen Lebens, die zeigt, wie sehr Milosz dem Dasein, den Menschen und der Welt mit Sinnenfreude, Respekt und Interesse zugewandt ist, zutiefst human. Aufrichtig und skeptisch befragt er die Poesie nach ihrem Sinn und ihrer Wirksamkeit. Historisches und Politisches, Zeitgenössisches aus verschiedenen Kulturen dringt in die Gedichte ein, zwingt sie aber nicht nieder, nie wird der poetische Ausdruck flach. Und bei aller Skepsis ist da immer Hoffnung: Gedichte dürfen, heißt es, nur geschrieben werden »unter unerträglichem Zwang und in der Hoffnung, / ein Instrument der guten und nicht der bösen Geister zu sein«. Diese Hoffnung liest man diesen wunderbaren Gedichten ab.