Kerstin Preiwuß: Rede

Eine Empfehlung von Monika Rinck

Kerstin Preiwuß
Rede

Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, 87 Seiten

›Rede‹ ist ein Langgedicht, das zu einzigartig ist, um Vorbild zu sein für andere Langgedichte. Es ist gut, dass es ein Langgedicht ist, denn es benötigt sehr viel Raum und nutzt ihn. Man ist dankbar für die Distanz, die seine Einzelteile darin untereinander austauschen können. Aber niemals verlieren sie den Kontakt zueinander ganz. Auch kommunizieren seine Strophen, seine Zeilen sowie seine Umbrüche in alle Richtungen. Das Langgedicht ›Rede‹ ist ein trauriger Text, der von seinem wie kreisenden Anfang an mit einer verstörenden, leicht irren Komik begabt ist. Ich finde weder verschämte noch auftrumpfende Reime, sondern heftende Reime: Gleichklang als leisen Trost. Formal verbirgt sich Komplexität in Leichtgesagtem, wobei das Leichte wie in einer Kür dasjenige ist, das am schwersten zu erringen ist.