Derek Walcott: Weiße Reiher

Eine Empfehlung von Michael Braun

Derek Walcott
Weiße Reiher

Carl Hanser Verlag, München 2012, 183 Seiten

Aus dem Englischen von Werner von Koppenfels.

In seinem monumentalen Versepos ›Omeros‹ (1995) verherrlichte der karibische Dichter Derek Walcott die Seeschwalbe als kosmopolitischen Lotsen der Lüfte. In seinem meisterlichen Gedichtbuch ›Weiße Reiher‹ (2012) ist es nun die Eleganz der Schreitvögel, die für den Dichter zum Inbegriff der »stolzierenden Vollkommenheit« werden. In 54 Gedichten erkundet Walcott in bewegenden elegischen Versen seine Lebensspuren zwischen der Karibik, Europa und Amerika. Die »weißen Reiher« verkörpern dabei die Natur wie die Dichtung, sie stehen für Leben und für Tod, und ihr Weiß trägt alles in sich: das Weiß des »Seeigelbarts« des Dichters, das Weiß des Papiers, auf dem der Dichter schreibt, und die schaumige Brandung. Es ist ein Buch der Schöpfungsgeschichte und zugleich ein Requiem, Landschaftshymnus wie Großstadtpoem.