Wsewolod Nekrassow: Ich lebe ich sehe

Eine Empfehlung von Marion Poschmann

Wsewolod Nekrassow
Ich lebe ich sehe

Verlag Helmut Lang, Münster 2017, 356 Seiten, 24 Euro

Russisch-Deutsch. Ausgewählt, aus dem Russischen übertragen und mit einem Nachwort versehen von Günter Hirt und Sascha Wonders. Vorwort‎ von Eugen Gomringer.

Wsewolod Nekrassow gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Moskauer Konzeptualismus, einer Avantgardebewegung, die darauf abzielt, die Sprache aus ihren machtkonformen Bedeutungszusammenhängen zu befreien und von ihren grundlegenden Elementen her neu aufzubauen.

Nekrassows Gedichte, die zu Sowjetzeiten nur im Untergrund erscheinen konnten, gehen der erst im Entstehen begriffenen Rede nach, sie sind fragmentarisch, skrupulös, doch nie ohne Witz. Sie sind minimalistisch, kritisch, antipathetisch. Sie sind äußerst klar und zugleich äußerst dunkel, ja sie werden immer dunkler, je länger man über sie nachdenkt, weil sie die Rätsel der Welt mit äußerster Klarheit zur Sprache bringen. Nicht einfach zu übersetzen, weil der Klang strukturbildend eingesetzt wird und häufig sinntragend ist – umso schöner, dass diese Texte endlich auf Deutsch erschienen sind.

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