Sylvia Geist: Fremde Felle

Eine Empfehlung von Nico Bleutge

Sylvia Geist
Fremde Felle

Hanser Berlin, Berlin 2018, 96 Seiten, 18 Euro

»Manchmal / finden sich Attraktionen«, heißt es in diesem Band. Doch das ist eine Untertreibung, und keine kleine. Sylvia Geists Verse sind voll von Attraktionen. Texas ist hier ein »Land aus steinaltem / Tannenhonig«, und wer dem Lauf der Verse folgt, erfährt im Nu »die ekstatische Ausdehnung / der Wasserwüsten«. Geist benutzt keine Sprache, die mit dem Gegebenen auskommt. Im Gegenteil, sie zeigt uns das Zwielicht in den Wörtern. Mit versteckten Reimen, Anklängen und einem großen Gespür für rhythmische Verschiebungen verwandelt sie »Bernstein« in »Brennstein« und »Rausch« in »Rauch«. Eine dauernde Bewegung aus »Suchen, / Verwerfen und Suchen«. So werden die Verse gedreht und bespiegelt, windet sich das eine Moment in das andere.

Zementierte Aussagen kennt dieser Band nicht, allenfalls »karge Gelegenheitsbefunde« gibt es ab und an zu entdecken. Es ist eine wundersame Poetik der Abschweifung am Werk in den Gedichten, die fühlbar machen, dass alles fließt, und die dem Leser im glücklichsten Fall »flüssigste Mantren« schenken.

Weitere Informationen: Hanser Berlin